Samstag, 13. April 2024

In Portugal unterwegs Teil III: wo wir uns besonders wohl gefühlt haben


Nach unserem Bericht von Zentralportugal und den historischen Dörfern Portugals geht es nun weiter mit den anderen Highlights des Landes. Auch außerhalb der historischen Dörfer Portugals kann man hervorragend Urlaub machen, die Landschaft genießen und ein Gefühl vom portugiesischen Alltag bekommen. Hier sind unsere Favoriten: 


Porto Covo liegt an der Westküste Portugals unterhalb von Lissabon in der Region Alentejo. Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet, welches sich über die gesamte Küste von Südwestportugal erstreckt. Mit Stand 2021 lebten im Ort etwas unter 1100 Einwohner wobei dieser Schnitt im Sommer durch die zahlreichen Urlauber und Badegäste um ein Vielfaches angehoben wird. Dann sind all die Ferienwohnungen belegt, die sich während unseres Besuchs teilweise noch in der Entstehung befunden haben und die vielen anderen hässlichen Betonblöcke, die es bereits gab.

Besonders schön ist der Ort eigentlich nicht, wenn man mal vom sehr kleinen Ortskern absieht, mit seinen weiß getünchten Häusern, die vor allem touristische Läden beherbergen (Souvenire, Bekleidung, Strandutensilien) aber auch kleine Restaurants, eine Eisdiele etc. Die Häuser wurden nach einem Erdbeben 1755 neu aufgebaut. 

Entlang der Steilküste gibt es mehrere kleinere Strände, sodass man nicht wie die Sardinnen alle auf einem großen Strand gepfercht herumliegen muss. Die Küste von Porto Covo ist sehr felsig und so sind die Strände alle von Klippen umgeben, die teilweise durch Höhlen miteinander verbunden sind. Bei Ebbe kann man durch die Höhlen durchlaufen sie und erkunden, was natürlich gerade bei Kindern sehr beliebt ist. Man sollte sie dabei aber nie aus den Augen lassen, denn wenn die hohen Wellen in die Höhlen einschießen, kann es schon mal sein, dass sie komplett überspült werden und der Sog des sich zurückziehenden Wassers kann für Kinder sehr gefährlich werden. Das Wasser ist generell sehr kalt (zu kalt für uns Mitte April) aber die Sonne war schon sehr stark.



Alcácer do Sal
liegt ebenfalls in der Region Alentejo und besitzt unserer Meinung nach keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Der Spaziergang entlang an beiden Flussufern entpuppte sich allerdings als eine sehr kurzweilige Angelegenheit und bot eine willkommene Abwechslung nach der Anreise im warmen Wohnmobil. Ein Spielplatz war direkt neben unserem Stellplatz vorhanden sodass auch Jamie voll auf seine Kosten kam. 

Wer sich für Kulturgeschichte interessiert, kommt in der Gegend um Alcácer do Sal ganz bestimmt auf seine Kosten, da die Besiedlung des Gebiets in verschiedenen Epochen stattgefunden hat und dies durch archäologische Stätten gut dokumentiert werden konnte: Einflüsse aus Steinzeit, phönizischer Zeit, Römischem Reich und islamischer Besiedlung können alle nachgewiesen werden.



Faro ist die Hauptstadt der Region Algarve. Der Reiseführer versprach zahlreiche Sehenswürdigkeiten und wir machten uns zu Fuß von unserem etwas außerhalb gelegenen Stellplatz in die Innenstadt. Irgendwie kamen wir aber nicht dort an, wo wir eigentlich hin wollten, da Google mal wieder alles super kompliziert machte. Irgendwann hatte Jamie dann keine Lust mehr und ließ sich nur noch durch die Aussicht auf ein Eis locken. 

Wir landeten dann im Hafen von Faro, wo wir eigentlich etwas essen wollten, aber die Preise waren unverschämt hoch. Allerdings gab es einen Spielplatz, den wir recht lange bevölkerten und die vielen Boote und Jachten im Hafen stellten geduldige Fotomotive dar. Anschließend fanden wir in der Stadt ein Eis sowie etwas zum Mittag und mit gefülltem Magen konnten wir irgendwann auch den Rückweg zu unserem Ludwig antreten. Tommy hat Faro nicht gefallen, ich fand es eigentlich ganz hübsch.

Wir sind von der Algarve im Allgemeinen etwas enttäuscht, schließlich wird um die Region so ein Hype gemacht. Wir fanden es einfach nur anstrengend, weil sich die Stellplatzsuche für die Nacht als sehr schwierig entpuppte und selbst für den Tag findet man keinen Parkplatz für ein Wohnmobil, um sich am Strand austoben zu können. 

Von Einheimischen haben wir erfahren, dass die Polizei dort nicht besonders gut auf Wohnmobile und Vans zu sprechen ist und einfach mal flächendeckend Knöllchen verteilt, weil sie davon ausgehen, dass ein am Tag parkendes Wohnmobil dort auch gleich die Nacht verbringt. Da kann es sogar passieren, dass man ein Knöllchen bekommt, obwohl man in der Windschutzscheibe gut sichtbar das Ticket von seinem bezahlten Nacht-Stellplatz anbringt, was die Polizei nicht sonderlich interessiert. Die Algarve ist der Urlaubs-Hotspot Nummer eins und das merkt man natürlich auch sofort am Wohnmobil Aufkommen. Die Einheimischen finden das inzwischen auch nicht mehr lustig, wie wir weiter oben schon beschrieben haben. Wir hatten jedenfalls ziemlich schnell die Nase voll und sind weitergefahren Richtung Spanien, wo sich die Stellplatz Situation ganz anders darstellt.




 

Guarda liegt ebenfalls in Zentralportugal (Centro) und ist laut Wikipedia die höchstgelegene Stadt Portugals (1056 m ü NN). Sightseeing haben wir dort nie aktiv betrieben, den Guarda war, neben Celerico, unser Anlaufpunkt für Besorgungen, Einkaufen und Wäschewaschen, wenn wir Linhares aufgrund eines leeren Kühlschrankes und leerer Wassertanks verlassen mussten. 

Ortskern und Kathedrale von Guarda sind sicherlich einen Besuch wert. Aufgenommen haben wir Guarda in diese Liste wegen eines überdimensional großen Spielplatzes mit liebevoll gestalteten Klettergerüsten für Kinder verschiedenen Alters. Ganz besonders erwähnenswert ist hier die Raumstation, durch welche auch wir uns hindurchquetschen mussten und was trotz des wenigen Platzes viel Spaß gemacht hat. Hier hat sich die Stadt was richtig tolles für die Kinder einfallen lassen und wir sind der Meinung, dass dies auch mal erwähnt werden darf. Der Name des Parks: Parque Infantil Popis no Espaco, in unmittelbarer Nähe des offiziellen Wohnmobil Stellplatzes mit Entsorgungsmöglichkeiten. Was will man mehr? 







Barril de Alva liegt ebenfalls in der Region Centro und bot uns für mehrere Tage ein Zuhause während wir auf die Lieferung der Dachluken im nicht weit entfernten Pinheiro de Coja warteten. Der Stellplatz ist etwas abgelegen vom Dorf und direkt an der Straße befindet sich das Café Quinta do Urtigal. Man blickt auf ein Viadukt, welches über den Fluss Alva führt. 

Wir haben uns sagen lassen, dass man hier im Sommer einen künstlichen Strand aufschüttet, um das Baden im Fluss zu ermöglichen. Ungefähr zwei Kilometer weiter zu Fuß befindet sich zwar ein offizieller Strand, der Praia fluvial do Urtigal, aber erstens mag es die Menschheit einfach und mit dem Auto gut zu erreichen und vermutlich ist das Café nicht böse über die zusätzlichen Einnahmen aufgrund des neu geschaffenen Strandes direkt vor der Tür. 

Der eigentliche Strand ist allerdings um einiges schöner, er besitzt aufgrund des Höhenunterschieds einen kleinen Wasserabgang, man kann dort wunderbar paddeln und die Gemeinde hat einen großzügigen Picknickplatz mit Feuerstelle angelegt, wo portugiesische Großfamilien genügend Platz haben, um Omas dreißig Enkel auch wunderbar versorgen zu können. Wir warfen dort Steine, stauten das Wasser, lauschten den Fröschen im seichten Wasser, beobachteten Schlangen in der Sonne und wurden von einem Gewitter überrascht, welches wir in der Picknickecke wunderbar aussitzen konnten. 






Praia da Arda in Pião, in der Nähe von Viana do Castelo, in der Region Norte. Hier trafen wir die deutsche Familie aus dem Schwabenländle wieder und wir verbrachten insgesamt drei Nächte auf dem Parkplatz für die Strandbesucher, weil unser Ludwig Kühlwasser verlor und wir ihn zweimal in der Werkstatt in Viana do Castelo vorstellen mussten. 

Der Praia da Arda ist über einen durch die Dünen führenden Holzweg zu erreichen. Wir befinden uns wieder an der Westküste und hier prallen Wind und Wellen ohne große Hindernisse auf das Festland, so dass das Baden nicht so wirklich angenehm ist. 

Mindestens ein Auge sollte man auf seinen Kindern haben, sonst sind sie beim Wellenspringen plötzlich in einer der Wellen verschwunden. Der Sog ist schon extrem stark und kann auch Erwachsene mit sich ziehen, wie es einem älteren Herren ergangen ist, der zum Glück von Tommy und Simon (der andere Papa) festgehalten und wieder auf die Füße gestellt wurde. Trotzdem macht es Spaß, am Strand zu sitzen, die Sonne zu genießen und die tobenden Wellen zu beobachten.




Bitte entschuldigt wieder das Chaos mit der Formatierung, dieser Automatismus raubt mir die letzten Nerven! 

Mittwoch, 20. März 2024

In Portugal unterwegs Teil 2: die 12 historischen Dörfer Portugals und eine neue Dachluke muss her

 

Im ersten Teil berichteten wir über unseren längeren Aufenthalt in Zentralportugal und die vielen herzensguten Menschen, die wir dort kennenlernen durften. Nun geht es weiter mit Anekdoten und Reiseberichten aus Portugal.

Ein Missgeschick, über welches Jamie selbst heute noch wort- und gestenreich zu erzählen weiß, war der dringend notwendige Austausch unserer großen Dachluke im Wohnbereich. Da hatten wir nun wochenlang teils heftigen Regen in Irland miterlebt und uns regelmäßig für die Dachluken bedankt, die zwar bei Sturm auch mal heftig umherwackelten und (bei den kleineren Luken) sogar mit Gummibändern von uns sicherheitshalber befestigt wurden, um nicht vom Wind abgehoben zu werden, aber zumindest immer dicht geblieben waren. Und dann erlebten wir ein paar Regentage in Portugal und plötzlich holten wir alle Schüsseln aus dem Küchenschrank, weil es hereinregnete. So oft Tommy auch aufs Dach kletterte und nachbesserte, er bekam sie einfach nicht dauerhaft dicht. Irgendwann klebten wir eine große Mülltüte über die Dachluke, um das Wasser vom Eindringen abzuhalten. 

Mit dieser Tüte auf dem Dach fuhren wir dann auch ins 60km entfernte Pinheiro de Coja, wo es einen Camper Service von einem holländischen Ehepaar gibt, welches dort Wohnmobile, Vans etc. repariert. Wir kamen übrigens ohne die Tüte dort an, aber es regnete wenigstens nicht mehr. Die Dachluke musste bestellt werden und es würde einige Tage für die Lieferung dauern. Wir kamen Mittwoch an, Freitag waren die Dachluken da (wir wollten auch gleich im selben Atemzug noch die kleinen erneuern) und Dienstagvormittag sollten wir wiederkommen für den Einbau. 

Nun hat man zwei Möglichkeiten, wie man mit dieser Situation umgeht. Man kann mit sich und der Welt hadern und auf alles und jeden schimpfen oder man sieht es positiv. Und ich sah es definitiv positiv, aus den verschiedensten Gründen: Zentralportugal ist nicht sehr dicht besiedelt und besonders touristisch ist es auch nicht. Jemanden zu finden, der uns bei unserem Problem helfen konnte, der nicht 200km entfernt ansässig ist, fanden wir äußerst hilfreich. Während unserer kleinen Zwangspause trafen wir viele interessante Menschen und es entstanden spontane nährende Gespräche, für die wir diese Reise letzten Endes auch machen. So trafen wir eine deutsche Familie aus dem Schwabenländle, die uns auf Anhieb sehr sympathisch war und mit denen wir heute noch in Kontakt stehen. Diese lieben Menschen hätten wir ohne unsere defekte Dachluke nie kennengelernt!

Tommy durfte beim Einbau der Dachluke übrigens helfen und war von der Professionalität nicht sonderlich begeistert. Das Loch für die Luke musste vergrößert werden, weil unsere alte Dachluke etwas kleiner war. Nach dem Ausschneiden hielt es der Firmeninhaber nicht mal für nötig, das Dach mit dem Staubsauger oder wenigstens mit dem Besen zu reinigen, so dass sich in der Dichtmasse nun auch einige Sägespänne und Dreck befinden. Bei der kleinen Dachluke über dem hinteren Bett gab es aufgrund der selben Größe glücklicherweise keinen Grund zur Beanstandung. Und die dritte Dachluke, von der wir eigentlich bei der Bestellung gesprochen hatten, wurde gar nicht bestellt so dass wir die Luke im Bad so belassen mussten. Sie ist zwar alt, hat aber das Bad bisher immer trocken gehalten.

Natürlich haben wir auch andere Teile von Portugal gesehen und wollen hier einen kurzen Abriss geben. Über unseren Besuch in Lissabon gab es bereits einen ausführlichen Bericht

Die 12 historischen Dörfer Portugals - Aldeias Históricas de Portugal

Seit 1994 gibt es von der EU das „Programm zur Erneuerung Historischer Dörfer“, um kulturhistorisch wertvolle Dörfer im Binnenland von Portugal vor dem Zerfall, der Abwanderung und Überalterung zu schützen. Zwölf Dörfer wurden unter architektonischen, kulturhistorischen, landschaftlichen oder archäologischen Gesichtspunkten auserwählt. Jeder dieser Orte hat entweder eine ganz spezielle Geschichte zu erzählen, einen ganz besonderen Baustil oder liegt an einem geografisch besonders interessanten Ort. Diese Dörfer sind: Piódão, Monsanto, Almeida, Castelo Mendo, Castelo Novo, Castelo Rodrigo, Idanha-a-Velha, Linhares da Beira, Marialva und Sortelha. Etwas später kamen noch Belmonte und Trancoso hinzu. Die Bewohner der Dörfer leben heute vom Tourismus; es gibt Restaurants und Pensionen und was Besucher eben sonst noch so brauchen. Es hat sich eine Infrastruktur von Fahrrad- und Wanderwegen etabliert und es gibt genug Sehenswürdigkeiten, die einen Aufenthalt in diesen Dörfern lohnenswert machen.

Wir haben es leider nicht geschafft, alle 12 Dörfer zu besuchen, aber wir möchten von denen berichten, die wir gesehen haben.

Castelo Mendo: dort haben wir unsere erste Nacht in Portugal verbracht und haben den Spaziergang durch den beschaulichen ruhigen Ort sehr genossen. 

Von der Burganlage, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, hat man einen guten Überblick über den Ort und von dort konnten wir auch unseren Ludwig auf dem Stellplatz erblicken. 

Der Stellplatz war neu angelegt und mit allen Services für Wohnmobile ausgestattet, der Ausblick vom Stellplatz auf die Berge sehr angenehm und es gab sogar kostenfreies WLAN (wie eigentlich in allen 12 historischen Dörfern, aber es funktioniert nicht überall). 

Auf dem Areal der örtlichen Kirche gibt es einen schönen Spielplatz sowie einen Fitnessparcours und wir haben beides sehr gründlich unter die Lupe genommen.

Am Abend wurden wir von einer älteren Dame so vehement und ausdauernd auf Portugiesisch angequatscht, dass Tommy irgendwann ganz genervt selbstgemachten Käse von ihr kaufte, um sie loszuwerden. 

Beim Frühstück klopfte der nächste an die Womo Tür und diesmal war es ein junger Bursche, der uns Diesel (wahrscheinlich selbst zusammengerührt) verkaufen wollte. 

Das ist die Kehrseite der Medaille des Tourismus und ich hoffe, dass sie durch diese Aufdringlichkeit die Gäste nicht vergraulen.   




Linhares da Beira: von Linhares haben wir uns aufgrund der Dauer unseres Aufenthaltes ein recht gutes Bild machen können. 

So sind wir einige Male durch die engen Kopfsteinpflaster Straßen gelaufen (und Jamie mit dem Laufrad gefahren), haben die schnuckeligen kleinen Häuser bewundert, die teilweise an die Felsen ran gebaut wurden, haben in Marias Café leckeren Kuchen gegessen, bei Amèlia selbstgemachte Kekse gekauft und viele Abstecher auf die romanisch-gotische Burganlage aus dem 12. Jahrhundert gemacht. 

Von dort genießt man einen herrlichen Ausblick ins Umland; sei es runter ins Flachland oder hinauf in die Berge, wo man noch die verbrannten Überreste vom großen Feuer entdecken konnte. Tommy half bei einer Baumpflanzaktion direkt nach unserer Ankunft mit und in der Stadt erlebten wir während Feierlichkeiten einen Aufmarsch der örtlichen Blaskapelle mit anschließendem Feuerwerk. Die Portugiesen lieben Feuerwerk!




Monsanto: warum Monsanto als das portugiesischste Dorf Portugal bezeichnet wird, haben wir nicht in Erfahrung bringen können, aber es ist wohl eines der bekanntesten. Spätestens seit dem dort Dreharbeiten für die bekannte Serie „House oft he Dragon“ stattgefunden haben, ist der Ort über die Grenzen Portugals bekannt. 

Die Bauweise der Häuser ist besonders prägnant, denn sie wurden aus Granit entweder unter, zwischen oder auf die großen Felsen gebaut, die dort überall präsent sind. 

Wie in den meisten Dörfern Portugals und erst recht in den historischen Dörfern ist es überall sehr eng und es gibt wenig Parkplätze. Deswegen parkten wir einen Ort vorher auf dem Marktplatz von Relva und liefen den Berg hinauf zu Monsanto.

Das Dorf allein ist schon sehr sehenswert und von den verschiedenen Terrassen genießt man einen spektakulären Ausblick ins Umland. Zum Glück sind wir aber noch weiter gelaufen und haben einige Höhenmeter überwunden um zum Castelo Monsanto zu gelangen, welches hoch über dem Ort thront.

Die Wanderung entwickelte sich zu einem richtigen Kletterabenteuer und war genau richtig für unseren kleinen Weltenbummler. Monsanto ist immer eine Reise wert und wir würden dort gern nochmal vorbeischauen und erneut einige hundert Bilder dort schießen, da es dort unzählige schöne Fotomotive gibt. 



Belmonte: das letzte unserer besichtigten historischen Dörfer. 

Zahlreiche aus Spanien vertriebene Juden siedelten und wirkten hier und bis heute hat sich eine der letzten kryptojüdischen Gemeinschaften der iberischen Halbinsel in Belmonte erhalten

 

(Wikipedia: Als Kryptojuden werden gelegentlich Konvertiten (vom Judentum zu einer anderen Religion) und deren Nachkommen bezeichnet, die entgegen ihrer öffentlichen Religionszugehörigkeit sich weiterhin der alten Religion verbunden fühlen und im Geheimen jüdische Kultur und Religion praktizieren.). 

Sehenswert sind unter anderem die Burg, die romanisch-gotische „Capela de Santiago“ und die Ruine eines 22m hohen römischen Turms.


Donnerstag, 29. Februar 2024

In Portugal unterwegs Teil 1: längerer Aufenthalt in Zentralportugal

 

Als wir im Februar 2023 unsere große Reise nach der heimatlichen Winterpause wieder aufnahmen, hatten wir es besonders eilig in den Süden zu gelangen. Die noch winterlichen Temperaturen waren der eine Grund, der andere war, dass wir bereits im Vorfeld Kontakt mit einer ausgewanderten deutschen Familie in Portugal aufgenommen hatten und wir zu ihnen auf dem Weg waren. Wir hatten aus den Erfahrungen des ersten Teils der Reise insofern dazugelernt, dass wir für Jamie längere Pausen einlegen und uns die Gelegenheit geben wollten, Kontakt zu anderen Familien zu knüpfen. Für alles weitere daraus Folgende waren wir offen. Viele Auswanderer zieht es in Portugal in den warmen Süden an die Algarve. Die winterlichen Temperaturen dort sind sehr mild und so trifft man dort auf viele überwinternde Nordeuropäer, meist älteren Kalibers. Es gibt auch Auswanderer, die sich bewusst gegen die Algarve entscheiden und das aus vielerlei Gründen. Dazu zählt, dass inzwischen in einigen Regionen Südportugals mehr Nicht-Portugiesen leben als Einheimische, was auch die Grundstückspreise in die Höhe getrieben hat. So werden Neuankömmlinge nicht immer gern gesehen, was wir durchaus nachvollziehen können.

Wir landeten also Mitte März in Linhares da Beira, einem kleinen historischen Dörfchen in den Ausläufern des Serra da Estrela Nationalparks, in der Region, die Centro genannt wird (weil sie ziemlich zentral fast in der Mitte Portugals angesiedelt ist). Der Ort ist 800 Meter hoch gelegen und der höchste Berg Portugals (auf dem Festland) befindet sich ebenfalls im „Stern-Gebirge“, und zwar der Torre mit 1993 Metern.

Dort leben seit 2022 Martin und Janice mit ihren beiden Kindern. Ein Neuanfang ist nie leicht, schon gar nicht in einem anderen Land mit komplizierter Sprache. Stellt euch vor, ihr habt euch so einigermaßen eingelebt, angefangen einen Garten anzulegen und euch einen groben Überblick verschafft, welche wichtigen Arbeiten in den nächsten Monaten anstehen und was ihr zuerst anpacken wollt. Und dann tobt plötzlich ein Feuer, das 22.000 Hektar Fläche des Nationalparks verwüstet und erst nach 10 Tagen unter Kontrolle gebracht werden kann. 14.000 Feuerwehrleute und Freiwillige sind ununterbrochen damit beschäftigt, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. In manchen Fällen entfacht das Feuer erneut durch unzureichende Nach-Beobachtung oder durch umherfliegende Helikopter und die dabei entstehenden Luftbewegungen. Das Feuer steht plötzlich bis einige Meter bis vor eurem neuen Zuhause und ihr wisst, wenn es nicht gestoppt wird, habt ihr alles verloren. Ihr werdet evakuiert und wisst nicht, ob das Haus noch steht, wenn ihr wiederkommt.

Dazu muss man wissen, dass die Bergregion im Estrela verkehrstechnisch nicht besonders gut erschlossen ist, wenn man mal von den Hauptverkehrsstraßen, also Autobahn und Nationalstraßen absieht. Selbst durch die Dörfer hindurch sind die Straßen meist schon sehr eng.  Fährt man in den Ort Linhares, schlängelt man sich ab dem Inatel Hotel durch die engen Gassen, vorbei am einzigen Geldautomaten der Stadt, der Tourist-Information und dem Café da Maria. In dem Bereich betet man im Wohnmobil lieber, dass man bitte keinen Gegenverkehr haben möge. Das ist der Ort selbst, aber die estrangeiros (wie die Fremden genannt werden) leben außerhalb des Dorfes in den Bergen. Es gibt zwar kleine Straßen, die die Berghänge überziehen, aber der Zustand ist miserabel und selbst mit anständigem Geländewagen kommt man nur mühselig voran. Für Löschfahrzeuge absolut ungeeignet. So wie wir das verstanden haben, hat man sich früher über den Zustand dieser Bergstraßen keine großen Gedanken gemacht aber seit dem Feuer und den Unzulänglichkeiten in Sachen Erreichbarkeit für die Feuerwehr haben auch die Funktionsträger einsehen müssen, dass hier Verbesserungen dringend notwendig sind.

Nach dem Feuer kam dann übrigens langanhaltender starker Regen und die ein oder andere Schlammflut, die die sowieso schon schwer befahrbaren Bergstraßen noch weiter schädigte und tiefe Spurrinnen hinterließ. Hat man für diese Art von Straßen nicht den passenden fahrbaren Untersatz, so stellt man diesen an der letzten noch befahrbaren Stelle ab und schleppt seine Einkäufe bis zu seinem Grundstück. Für eine gewisse Zeit kann man das machen, aber eine Dauerlösung ist es sicher nicht.

Da steht man nun also auf seinem neu erworbenen Grundstück und wollte sich eigentlich schnellstmöglich einen großen Garten anlegen, der die Familie die längste Zeit des Jahres versorgen kann und steht plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen. Wie mache ich mein Grundstück feuerfest, wie vermeide ich, dass sich das Feuer beim nächsten Mal wieder so schnell ausbreitet? Wo bekomme ich auf die Schnelle genug Löschwasser her?

In dieser Situation fanden wir Martin und Janice im März vor. Der Garten war schon gut hergerichtet, brauchte aber noch einige Aussaaten und die übliche Pflege. Ein Werkzeugschuppen musste her. Der Kräutergarten der Vorbesitzerin musste komplett freigelegt und neu ausgesät werden. In Trockenperioden mussten die neu angepflanzten Bäume gegossen werden, um ein gutes Wachstum zu ermöglichen. Die verschiedenen Komposte brauchten Zuwendung, der Einfahrtsbereich durfte umgestaltet werden und tausend andere Kleinarbeiten. Die mit Abstand wichtigste Arbeit allerdings bestand im Zurückschneiden des lästigen Stechginsters, der die Berghänge der Region überzieht, bis zu 2 Meter hoch wird und ein enormes Brandrisiko darstellt, da seine enthaltenden Öle in den grünen Zweigen entzündlich sind. Der verblühte Ginster ist so staubtrocken, dass er einem andrückenden Feuer den Bärendienst der schnellen Verbreitung erweist und fängt das Zeug einmal Feuer, kann man nur noch rennen. Blöderweise ist der Ginster auch im nassen Zustand brennbar. Es nützt also nichts, der Ginster muss zurückgeschnitten oder bestenfalls entfernt werden und dies nimmt einen Großteil der Arbeitsleistung in Anspruch. Nun ist es leider so, dass aufgrund der hohen Brandgefahr im Sommer wegen befürchtetem Funkenflug selten mit dem elektrischen Heckenschneider gearbeitet werden darf. An kälteren Tagen oder idealerweise nach Regenschauern greifen alle sofort zum Heckenschneider und so ertönen im Umland die diversen Schneidemaschinen und bezeugen das emsige Treiben der Bewohner.

Es gab also genug zu tun bei Martin und Janice und wir packten an wo immer wir konnten. Nebenher war natürlich noch eine kleine Schar Kinder zu beaufsichtigen, denn der Nachbarsjunge war auch regelmäßig vor Ort. Für Jamie ein Paradies. Nicht nur hatte er Kinder zum Spielen aber auch viel Platz zum Rumrennen, eigentlich überhaupt keinen Platz, um mit seinem Laufrad den Hang runterzufahren und ein großes Trampolin, welches immer gut besucht war. Er lief barfuß über den Waldboden, kletterte mit den anderen im Bächlein umher, baute dort Erdwälle und natürlich gab es hin und wieder (öfters) Streit um diverse Spielsachen, die aber immer irgendwie aufgelöst werden konnten.

In der Nachbarschaft befinden sich zwei weitere estrangeiros Familien aus Holland. Wir sahen sie fast jeden Tag, weil wir ihre Grundstücke überqueren mussten, um zu Martin und Janice zu gelangen. Pims Familie war immer die erste, die von unserer Anwesenheit erfuhr, dank ihrer Hunde, die uns immer schon entgegengelaufen kamen und den Rest des Weges begleiteten. In Erinnerung bleibt uns hier „Bärchen“, ein Welpe bereits so groß wie ein Schaf und ein weiterer Neuzugang namens „Teddy“ der so goldig aussah dass ich Tommy jedesmal bremsen musste, ihn nicht einfach mitzunehmen. Wir waren erstaunt, dass Jamie so relaxt im Umgang mit den Hunden war. Klar, wenn Bärchen auf ihn zukam und abschlabbern wollte, hatte er etwas Bammel, aber wenn man mal das Größenverhältnis betrachtet, ist das mehr als verständlich schließlich waren beide größentechnisch auf Augenhöhe.

Die andere holländische Familie bewohnt das Grundstück unten drunter und mit Steven und Elize haben wir sehr viele tiefgründige Gespräche geführt. Ihr Sohn ist 2 Jahre älter als Jamie und er versteht sehr gut Deutsch, weil er oft mit den beiden deutschen Kindern spielt. Im Gegenzug verstehen beide recht gut holländisch.

Im Umfeld gibt es noch weitere Auswandererfamilien und sie stehen alle im Kontakt miteinander und helfen sich gegenseitig. Einmal die Woche gibt es einen Working Day an dem alle zu einer Familie kommen und dort gemeinsam anpacken, um ein großes Projekt zu stemmen oder um generell weiterzukommen beim Bestellen des Gartens, Bau von diversen Nebengebäuden, Schneiden von Ginster, Instandsetzung der schlechten Zufahrtstraße etc. Es wird gemeinsam gegessen, die Kinder sehen sich und haben die Gelegenheit miteinander zu spielen und an diesen Tagen nutzten wir auch immer die Gelegenheit, mit den anderen ins Gespräch zu kommen. Natürlich unterhält man sich dabei auch über zu Hause, über die Gründe des Auswanderns, warum sie sich für Portugal entschieden haben usw. So unterschiedlich ihre Geschichten auch waren, so stand immer ein Grund ganz deutlich hervor: Sie alle wollen eigenverantwortlich leben, ohne die Bevormundung eines übergriffigen Staates zu Hause, ohne allzu große Abhängigkeiten von einem System, in dem sie sich nicht mehr wohl fühlten.


Alle Familien wollen wir hier gar nicht aufführen aber Roger und Helen aus England müssen unbedingt Erwähnung finden. Sie wohnten in Linhares auf dem selben Campingplatz wie wir und während dieser Zeit waren sie unsere Nachbarn. Campingplatz ist vielleicht etwas übertrieben, es handelt sich um einen eingezäunten Bereich, wo Wohnmobile geduldet werden, aber an Services gibt es dort rein gar nichts (kein Frischwasser, keine Entsorgung, keine funktionierende Toilette), aber der Name hat sich durchgesetzt. Roger und Helen führen ein sehr unkonventionelles Leben, haben vor der Pandemie im Schaustellergewerbe gearbeitet und waren mit dem Rummel in einem Fahrgeschäft unterwegs. Roger ist LKW Fahrer und hat schon unzählige untypische Jobs in seinem Leben gemacht. Sie reisen in einem umgebauten Möbelwagen und weil aufgrund des passenden Führerscheins die Gewichtsbegrenzungen für sie nicht zählen, sind dort richtige Möbel verbaut, second hand, von IKEA oder was eben zu finden war. Man fühlte sich sofort heimisch in ihrem Wohnwagen „Oopsy Daisy“ (übersetzt: Hoppla). 

Nicht vergessen werden darf ihr rekordverdächtig süßer Hund Mr. Nash, ein Hund mit Charakter und zweisprachig begabt, da er meistens in Walisisch ausgeschimpft wurde. Die beiden haben die portugiesische Aufenthaltsgenehmigung erhalten, was für Engländer aufgrund des Brexits sehr wichtig ist, da sie nach 183 Tagen außerhalb der UK aufgrund von Visumsfragen wieder nach Hause zurückkehren müssten. Die drei haben wir sofort in unser Herz geschlossen, da sie sich selbst nicht so wichtig nehmen, den typischen britischen Humor besitzen und man mit ihnen so wunderbar Unsinn reden und lachen kann.

Sonntag, 24. September 2023

Erfahrungsbericht: Navigationsgerät Camper Edition von Garmin

 

Stand September 2023 (wird bei Bedarf aktualisiert)

Ganz knapp vor Beginn unserer Reise haben wir uns nach langem Überlegen das Camper 780 Navi von Garmin gekauft. Hauptgrund war die fahrzeugspezifische Routenführung, die in der Theorie nur solche Straßen in der Route berücksichtigen sollte, die dem jeweiligen Fahrzeug entspricht, sprich für dessen Gewichtsklasse und vor allem auch für dessen Höhe passend ist.

Nachdem wir nun seit über einem Jahr mit diesem Navi unterwegs sind, möchten wir gern unsere Erfahrungen mit Euch teilen. Wir möchten hier nicht auf alle Details und Spezifikationen eingehen, bei Interesse kann man diese bei Garmin oder anderen Elektronikanbietern nachlesen. Es werden nur die Eigenschaften erwähnt, die in unseren Augen erwähnenswert sind.

Menüführung: einfach und intuitiv, man findet recht schnell, was man sucht. Problem allerdings ist, dass viele Einstellungen nicht gespeichert werden. Zum Beispiel muss die automatische Stauumfahrung vor jedem Reiseantritt neu eingestellt werden, was umständlich und realitätsfern ist.

Bildschirmgröße: 6,95 Zoll ist groß genug, um Route und zusätzliche Informationen übersichtlich anzuzeigen.

Akku Laufzeit: Laut Herstellerangaben 1 Stunde. Mehr oder weniger ist nicht schlimm, man kann es während der Fahrt anstöpseln. Was aber wirklich nervt, ist die Tatsache, dass es sich oft während der Fahrt ausschalten möchte, obwohl es vollständig aufgeladen wurde und wenn man seine Fahrt beendet hat, bleibt der Bildschirm noch ewig an. Man sollte meinen, dass das Gerät erkennen kann, ob sich das Fahrzeug bewegt und dann eine Abschaltung erfolgt, wenn es seit mehreren Minuten keine Bewegung gegeben hat. Ganz generell muss man sagen, dass es zu viele Dialog- und Bestätigungsfelder gibt. Man wird beim Anschalten darauf hingewiesen, dass der Fahrer bei der Nutzung des Navis abgelenkt wird, muss dann aber um das Ausschalten während der Fahrt zu vermeiden, lange Erklärtexte lesen und zustimmen oder ablehnen. Der Sicherheit ist dies nicht gerade dienlich.

Koordinateneingabe: nach einigen Monaten Navigation tüftelten wir endlich heraus, wie wir die Koordinateneingabe verwenden und das Finden unserer Ziele weitaus einfacher gestalten können. Schwer ist die Eingabe nicht, aber man muss sich mit den verschiedenen Systemen beschäftigten, um genau zu wissen, welches Positionsformat zum Beispiel die favorisierte Stellplatzapp verwendet. Und danach sollte man diese Einstellung am besten nicht mehr ändern.  Unsere Einstellungen sind nun die folgenden. Kartenbezugssystem WGS-84 (Auswahl: ETRS89, Europäisches Datum 1950, Finland Hayford, Ordnance Survey Grid, Rome 1940 und WGS-84) und beim Koordinatenformat h ddd.dddddd° (Auswahl zu groß um sie hier wiederzugeben). Wirklich tiefgründig haben wir uns mit der Thematik nicht beschäftigt, es reicht aus für die richtigen Einstellungen. Im Netz gibt es ganz wunderbare detaillierte Erklärungen für all diejenigen, die tiefer in die Materie einsteigen möchten.

Befestigungssystem: die mitgelieferte Saugnapfhalterung war leider unbrauchbar. Unser Armaturenbrett ist sehr breit und der Abstand zum Fenster sehr groß, gerade Katja mit ihren kurzen Armen könnte das Navi überhaupt nicht bedienen, wenn es vorne am Fenster befestigt wäre. Außerdem ist der kleine Hebel des Halters zu kurz und nicht flexibel genug und so stimmt der Winkel nicht und das Navi schaut nach unten. Am Seitenfenster kann man das Navi mit dem Halter aber auch nicht anbringen, weil der Hebel wie gesagt zu unflexibel ist und man nur seitlich draufschauen würde. In der Kürze der Zeit haben wir uns mit einer Notlösung beholfen und einen IKEA Tablet Halter aus Bambus zum Navi Halter umgebau. 

Navigation: Da unser Wohnmobil 7 Meter lang ist und man nicht in jeder Sackgasse wenden kann, war es uns wichtig, ein Navi zu kaufen, das unsere Abmessungen kennt und uns gar nicht erst in solche Straßen reinschickt. Hier versagt das Camper 780 leider recht häufig. Grund dafür sind die 3 verschiedenen Routentypen, die leider alle total unpassend sind für ein Wohnmobil: Luftlinie (?), schnellste Route und kürzeste Route. Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, hat meistens Zeit und ist nicht darauf angewiesen, einen bestimmten Ort besonders schnell oder auf kürzester Strecke zu erreichen. Eine Eco Route wäre hier angebracht und gibt es bei den meisten Naviherstellern bereits seit Jahren. Was schon bei der Navigation in einem normalen PKW nervt, kann in einem Wohnmobil zu brenzligen Situationen führen und unter Umständen sogar gefährlich sein. Zum Beispiel, wenn man durch ein Wohngebiet mit links und rechts parkenden Autos geschickt wird, nur weil die Route 2 Minuten kürzer ist als eine andere. Das kann für ein Wohnmobil schnell mal zu eng werden.

Hier einige weitere Kritikpunkte bei der Navigation:

-        Gut ausgebaute Umgehungsstraßen werden regelmäßig ignoriert und so fährt man durch extrem enge Ortschaften und extrem steile (manchmal nur einspurige) Servicestraßen nur wegen der Zeitersparnis. Wie oft haben wir uns morgens beim Verlassen eines Stellplatzes geärgert, weil wir bei der Weiterfahrt erkannten, dass die schweißtreibende Anfahrt vom Vortag nicht hätte sein müssen.

-        Die Navigation beginnt meist mit „fahren Sie auf die nächstgelegene Straße“, wobei die Chancen 50:50 stehen, dass man in die richtige Richtung fährt. Das klappt leider nicht immer und weil wir oft auf abgelegenen Strecken unterwegs sind, wo man auf den engen Straßen nicht mal so ohne weiteres wenden kann, fährt man viele Kilometer in die falsche Richtung

-        Leider standen wir auch schon ein paar Mal vor Unterführungen, die zu niedrig für uns waren und wurden nicht gewarnt beziehungsweise hätten gar nicht erst diese Straße entlang geführt werden dürfen

-        Obwohl wir die Option „Fähren vermeiden“ ausgewählt hatten, standen wir in Südengland plötzlich in der Schlange für die kleine Fähre nach Dartmouth, wo wir uns nicht mal sicher waren, ob wir aufgrund unserer Größe überhaupt mitgenommen würden. Wenden war leider nicht möglich, weil die Schlange geschlossen auf die Fähre auffuhr.

In zu enge Straßen geführt zu werden, ist kein Kavaliersdelikt. Hier mal ein praktisches Beispiel. Auf der Suche nach einem Stellplatz in einer spanischen Ortschaft werden wir durch den verwinkelten historischen Ortsteil geschickt, obwohl der Stellplatz auch über den neueren Stadtteil und gut ausgebaute Straßen zu erreichen gewesen wäre (wie wir mal wieder morgens feststellten). Das Navi möchte uns in Straßen schicken, die durch parkende Autos verengt sind (teilweise sogar
auf beiden Seiten) und wo die Balkone auf die Straße herausragen. Hier besteht die Gefahr, dass wir mit unseren knapp 3 Metern an einem Balkon hängen bleiben, wenn wir zu weit rechts fahren, um nicht die parkenden Autos auf der linken Seite zu rammen. Das Navi führt uns im Kreis und wir stehen immer wieder vor einem 25%igen Gefälle, welches wir nicht nehmen können, weil das untere Ende so abrupt in eine Gerade übergeht, dass wir mit dem hinteren Teil des Womos aufsetzen würden. Leider handelt es sich aufgrund des Platzmangels überall um Einbahnstraßen. Der einzige Ausweg ist das Hineinfahren in eine Einbahnstraße in falsche Richtung (was erstaunlicherweise sogar erlaubt war, aber aufgrund des dreckigen Verkehrsschildes für uns nicht ersichtlich war) und das ist aus verschiedenen Gründen nicht empfehlenswert. 

 

Zusätzliche Angaben: POI (Points of Interest), Kategoriensuche, Campercontact, ACSI, Trailer´s Park, Trip Advisor sowie Foursquare helfen bei der Zielsuche. Was hinter Foursquare steckt, haben wir leider noch nicht entschlüsseln können.

Verkehrslage: nutzen wir nicht

Rückfahrkamera: kann mit dem Gerät gekoppelt werden, nutzen wir aber aufgrund der fehlenden Rückfahrkamera nicht.

Wo war ich?: Diese Funktion zeigt die zurückgelegten Strecken an, sofern man diese Funktion aktiviert hat und genügend Platz auf der Speicherkarte vorhanden ist. Ein Alptraum für denjenigen, der keine Datenspuren hinterlassen möchte aber ganz praktisch für jemanden, der seine Route nachverfolgen will. Das Auslesen der Daten haben wir noch nicht ausprobiert, daher wissen wir nicht, ob wir diese Daten in irgendeiner Weise extrahieren und sichtbar machen können. Das werden wir bei Gelegenheit mal testen.

Fazit: Die meiste Zeit macht das Navi das, was es soll, es bringt uns an unser Ziel. Dafür hätten wir aber auch ein günstigeres Navigationsgerät kaufen können, denn sowas erwartet man schließlich von einem Navi. Aufgrund der aufgeführten Schwierigkeiten bei der Navigation würden wir das Navi kein zweites Mal kaufen und keine Kaufempfehlung aussprechen. Tommy hat die bisher brenzligen Situation aufgrund seiner Erfahrung und besonnenen Fahrweise immer gut gemeistert. Jemand, der sich gerade erst sein erstes Wohnmobil gekauft hat und mit den Abmessungen noch nicht hundertprozentig vertraut ist, hätte in einigen Situationen schnell mal die Nerven verlieren können.

Zum Preis können wir momentan leider keine Aussage treffen, da wir keinen Zugriff auf die alten Unterlagen haben. Momentan kostet das Navi zwischen 350 und 370 Euro. So viel haben wir damals nicht ausgegeben, es werden so ca. 280 Euro gewesen sein, ein damaliges Spezial bei Saturn.